Gemeinde Tutow
Mitglieder der Gemeindevertretung in der Wahlperiode 2024-2029 |
Bürgermeister Holger Schultz |
1. stellv. BM Henry Fennert |
2. stellv. BM Franco Hein |
René Stühmeier |
Michael Wegner |
Gerald Helzel |
Alexander Sprycha-Maaß |
Jeannine Rösler |
Stefanie Milzow |
Geschichte der Gemeinde Tutow
Frühgeschichte
Die Gegend um die heutige Gemeinde Tutow war schon in der Steinzeit besiedelt, davon zeugen zahlreiche Großsteingräber in der Umgebung. Südlich der Bundesstaße 110 befindet sich ein altslawischer Burgwall mit einer Fläche von etwa zwei Hektar, die „Alte Stadt“. Westlich davon befindet sich ein jungslawischer Burgwall, die „Alte Schanze“, meist „Wallberg“ genannt. Dieser liegt in einem schwer zugängigen Sumpfgebiet, der „Quebbe“, die durch den Kuckucksgraben gespeist wird. Historiker gehen davon aus, dass die jüngere Befestigung im 13. Jahrhundert zerstört wurde.
2. Weltkrieg
Freiherr von Sobeck auf Kruckow verkaufte sein Land und Vorwerk Witttenwerder 1934 an die Deutsche Luftwaffe. Das Dritte Reich plante in Tutow einen Militärflugplatz mit Wohnsiedlung zu bauen. Es entstand bis 1938 einer der größten Flugplätze Deutschlands und eine Wohnsiedlung. Es wurden Wohngebäude für Offiziere und Soldaten sowie Funktionsgebäude errichtet. Am 01.10.1938 (Einwohner 1163) wurde die Ortschaft Flughafen Tutow ins Reichsstädteregister eingetragen und unterlag damit nicht mehr der Geheimhaltung. In Tutow wurde eine Kampffliegerschule betrieben. Aus kriegswichtigen Gründen wurden Teile der Aradowerke Anklam nach Tutow verlagert und die FW 190 endmontiert. Zwischen 1942 und 1944 wurde Tutow dreimal durch die US Airforce bombardiert. Es wurden ca. 12.000 Bomben abgeworfen. Die schwerste und größte Bombardierung fand am 29. Mai 1944 statt. Der Flugbetrieb und die Siedlung nahmen kaum Schaden. Details zur Geschichte sind in der Ausstellung „Bunkerwelten“ im heutigen Gemeindezentrum erlebbar. Ein Diorama zeigt den historischen Gebäudebestand. Interessanten können sich an Alfred Koch wenden Tel: 01621657187
DDR-Zeit
Viele der Liegenschaften wurden nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges 1946/47 mit Flüchtlingen aus ehemaligen deutschen Reichsgebieten aufgesiedelt. Die gesamten militärischen Bereiche wurden aufgrund des Potsdamer Abkommens zurückgebaut. An diesem Rückbau waren vor allem diese Flüchtlinge beteiligt. Im Zuge des Kalten Krieges wurde 1952 eine 2.100 Meter lange Start- und Landebahn aus Beton gebaut.
In den 80er Jahren übernahm die Rote Armee gänzlich das gesamte Flugplatzgelände. Neben dem Ausbau der flugtechnischen Anlagen wurde zwischen 1983 und 1987 eine Wohnsiedlung auf den Platz errichtet. Es entstanden eine Schule mit Turnhalle sowie Funktionsgebäude. Ein Großteil des Geländes war umgeben von einer Mauer.
Nach Gründung der DDR, wurde Tutow eine Gemeinde im Bezirk Neubrandenburg und wuchs zu einem Vorzeigeort mit allen Annehmlichkeiten. Im Ortszentrum von Tutow wurden Ende der 70er Jahre zwei Plattenbauten und eine moderne Schule mit Turnhalle gebaut. Bis zu 400 Kinder waren in den 80er Jahren hier eingeschult. Eine neue Wohnsiedlung aus 13 Doppelhäusern entstand zentrumsnah. Architektonisch sind diese Häuser angelehnt an den Bauhausstil. Direkt an der B110 entstand eine Wohnsiedlung bestehend aus 12 Eigenheimen für die Beschäftigten der Landwirtschaft in den umliegenden Betrieben.
Der Tutower Senf
In einem nicht vollendeten Mehrzweckgebäude direkt an der B 110, das als Hotel mit Café und Kino geplant war, wurde 1946 eine Konservenfabrik eingerichtet. Diese wurde 1952 enteignet und trug ab 1974 den Namen „VEB Nordfrucht“. Neben Obst- und Gemüsekonserven wurde hier auch Speisesenf produziert. Der vor der Verstaatlichung in Loitz produzierte Senf wurde als „Tutower Senf“ überregional bekannt. Die Tutower Konservenfabrik war zu DDR-Zeiten weit über die Region hinaus bekannt und geschätzt. Nach der Wende wurde der Betrieb durch die Treuhand verkauft. Bis 1992 wurde der bis über die Grenzen bekannte „Tutower Speisesenf“ in der Fabrik hergestellt. Die Produktion wurde mehrfach an diverse Standorte verlagert und im Jahr 2020 vorerst eingestellt. In die ehemalige Konservenfabrik zog 2010 das DDR-Museum Tutow ein, das zuvor am Rande des Flugplatzes ansässig war.
2021 Wurde die Senftradition neu belebt durch die Inselmühle Usedom. Heute wird der Senf in der Manufaktur nach altem Originalrezept wieder hergestellt. Er ist im hiesigen CAP-Markt käuflich zu erwerben.
Wendezeit und Neuzeit
Nach dem Abzug der russischen Streitkräfte wurde die Wohnsiedlung auf dem Flughafengelände 1993 freigezogen. Daraufhin übernahm die Gemeinde das Plattenbauviertel des Militärflugplatzes inklusive der Schule und Sporthalle von der Treuhand und sanierte das Wohngebiet. Die Nachfrage nach Wohnraum war zu dieser Zeit sehr groß. So stieg die Bevölkerungszahl von knapp 1.300 Einwohnern im Jahr 1993 auf rund 2.250 im Jahr 1994. Dementsprechend wurde die Versorgung der Bevölkerung durch Einzelhandelsunternehmen weiter verbessert. Es entstand ein Einkaufspark mit Apotheke, Fleischerei, Bäckerei, Getränkemarkt und Lebensmittelsupermarkt.
Arbeitslosigkeit und die damit verbundende Perspektivlosigkeit für junge Familien im vorpommerschen Landesteil sowie die demografische Entwicklung führten in den folgenden Jahrzehnten zu einem großen Bevölkerungsschwund der den Abriss des Flughafenringes und teilweise des Pommernringes zur Folge hatte. Der nunmehr zu groß dimensionierte Einkaufspark wurde einer neuen Nutzung zugeführt. Heute befindet sich hier ein Wohnpark mit Pflegeeinrichtung, Apotheke und Kindertagesstätte. Die Eigenheime und Grundstücke hingegen sind begehrte Immobilien in der Gemeinde. Hier ist kaum ein Leerstand zu finden. Mitte der 90er Jahre wurde darum das sogenannte Baugebiet „Festwiese“ ausgewiesen.
Aktuell befassen sich die Abgeordneten der Gemeinde mit der Erschließung weiterer Bebauungsgebiete.